Ausstellungen
AUSSTELLUNG „hinter GLAS gemalt. Geheimnisse einer Technik“, 19.12.2020 – 04.07.2021 im Museum Penzberg – Sammlung Campendonk, Penzberg
Nach den beiden Hinterglas-Ausstellungen „Magische Transparenz. Heinrich Campendonk als Hinterglasmaler“ (18.02.–07.05.2017) und „Tiefenlicht. Malerei hinter Glas von August Macke bis Gerhard Richter“ (23.09.2017–04.02.2018) präsentierte das Museum Penzberg – Sammlung Campendonk mit einer Ausstellung 2021 die Ergebnisse des Forschungsprojektes der Öffentlichkeit. Der Schwerpunkt der Präsentation „hinter GLAS gemalt. Geheimnisse einer Technik“ (Flyer) lag auf der Vermittlung der besonderen Technik der Hinterglasmalerei. Dank der kunsttechnologischen und materialanalytischen Untersuchungen konnten spannende Einblicke auf, hinter und in das Hinterglasbild gewonnen werden, welche selten im Zentrum von Ausstellungen stehen.
Die besondere Herstellungsform eines seitenverkehrt angelegten Bildes blieb seit der Antike bis ins 21. Jahrhundert identisch, auch wenn sich Darstellungen, Materialien und künstlerische Techniken änderten. Bis heute findet die Hinterglasmalerei im kunsthistorischen Kontext wenig Anerkennung. Doch weitaus mehr Künstler*innen als bislang angenommen haben sich im 20. Jahrhundert mit der Hinterglasmalerei als neuem Ausdrucksmedium befasst. Die Vielfalt an technischen Möglichkeiten offenbaren die Arbeiten der „Blauen Reiter“, von Künstler*innen der Berliner Galerie „Der Sturm“ und vieler anderer, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg tätig waren. Der Ausblick auf zeitgenössische Hinterglasmaler wie Thilo Westermann, Jochem Poensgen und Emil Schult verdeutlicht die Aktualität der Technik.
Die Exponate der Ausstellung „hinter GLAS gemalt. Geheimnisse einer Technik“ (Einführungsvideo) spiegelten die unterschiedlichen künstlerischen Verfahren von Hinterglasmalerei wider. Dabei ging die Kunsttechnologie den charakteristischen Spuren einer Künstlerhandschrift nach: wurde die Malschicht gestrichen oder gestupft, ist diese fließend, dünn, dick oder pastos, ein- oder mehrschichtig? Zeigten sich maltechnische Besonderheiten wie der Einsatz von Bronzefarben, Metallfolien oder Glanzpapieren? Details der bemalten Seite und Fotos im Durchlicht ausgewählter Hinterglasbilder gaben ungeahnte Einblicke in eine faszinierende Technik. In dreizehn Ausstellungskapiteln, darunter „Das Postulat der Farbe“, „Radierung“, „Verspiegelung“ oder „Glastechnik“ wurden den modernen und zeitgenössischen Werken auch historische Vorläufer des 18. und 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Steiner gegenübergestellt. Die Materialanalyse hatte zum Ziel, mit den Möglichkeiten der instrumentellen Analytik möglichst umfassend die Farb- und Bindemittel der Hinterglasbilder zu identifizieren. Um die Vorgehensweise der Chemiker zu veranschaulichen, befasste sich ein Raum der Ausstellung ausschließlich mit den naturwissenschaftlichen Verfahren und Ergebnissen.
Begleitet wurde die Hinterglasausstellung von einem Katalog im Rahmen der N.i.Ke. Schriftenreihe, herausgegeben von der BAM, Berlin („hinter GLAS gemalt. Geheimnisse einer Technik“. Eine Ausstellung im Museum Penzberg – Sammlung Campendonk im Rahmen des Forschungsprojektes „Hinterglasmalerei als Technik der Klassischen Moderne 1905–1955“, 19. Dezember 2020 – 04. Juli 2021, Hrsg. BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, N.i.Ke. Schriftenreihe des Netzwerks zur interdisziplinären Kulturerhaltung, Berlin 2021.). Die Presseresonanz (Pressespiegel) war recht groß, wenn auch aufgrund der COVID-19-Pandemie die Ausstellung für etliche Wochen schließen musste. Die Fachzeitschrift RESTAURO, Magazin zur Erhaltung des Kulturerbes berichtet 2021 in Heft 6 über die "Geheimnisse einer Technik" (S. 60-63).
AUSSTELLUNG “Die Hinterglasmalerei im 20. und 21. Jahrhundert” (Arbeitstitel), 30.11.2024 – 02.03.2025 im Museum Werdenfels, Garmisch-Partenkirchen
Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen befinden sich mit dem Staffelseegebiet (Murnau, Seehausen, Uffing) und Oberammergau wichtige Zentren der historischen Hinterglasmalerei. Nach zahlreichen Ausstellungen zu diesen Themen - auch im internationalen Kontext - wird sich die Ausstellung „Die Hinterglasmalerei im 20. und 21. Jahrhundert“ mit der Adaption der Technik der Hinterglasmalerei durch moderne sowie zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler befassen. Was mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nahm, verfolgt die Hinterglas-Ausstellung die Zeit danach bis heute mit verschiedenen Perspektiven auf das Material Glas. Denn weitaus mehr KünstlerInnen, als bislang angenommen, haben sich im frühen 20. Jahrhundert mit der Hinterglasmalerei als neuem Ausdrucksmedium befasst. Die Beschäftigung mit der Glasmaterie steht in engem Zusammenhang mit den wechselvollen Bedeutungen von Glas. Diese wandeln sich von einer Überhöhung des Gläsernen und Kristallinen sowie utopischen Konzepten im Expressionismus zu einer sachlichen, kühlen Semantik in den 1920er-Jahren. Gläserne Gebrauchsgegenstände, Designobjekte und die Glasfassaden der Bauhausarchitektur werden zum Inbegriff der Moderne. Innerhalb dieser Bedeutungsfelder werden die in dieser Zeit entstandenen Hinterglasbilder gezeigt und durch die Nachbarschaft mit anderen Medien neu kontextualisiert. Die Vielfalt an technischen Möglichkeiten offenbaren die Hinterglasarbeiten des „Blauen Reiter“, der Berliner Galerie „Der Sturm“, der Rheinischen Expressionisten, französischer Hinterglaskünstler wie z.B. Étienne Cournault und vielen anderen MalerInnen, auch nach dem Zweiten Weltkrieg, die in der Ausstellung gezeigt werden sollen.
Die sich wandelnde Glassemantik bildet die Grundlage für die Ausstellungskapitel, die einer zeitlichen Chronologie folgen und einen Ausblick auf die Hinterglaskunst des 21. Jahrhundert geben. Nach einer Einführung, die einen Überblick über die globale Verbreitungs- und Verflechtungsgeschichte der Hinterglasmalerei gibt, werden Künstlerpersönlichkeiten in Nachbarschaften gezeigt, um Nähe und Unterschiede aufzuzeigen. Die Hinterglasbilder sollen hierbei in Relation zu anderen Techniken wie Leinwandgemälden, Aquarellen und Holzschnitten gesetzt werden, um sowohl die wechselseitigen Einflüsse zu verdeutlichen, als auch die Besonderheit der Hinterglasmalerei (Leuchtkraft der Farbe, Tiefenlicht etc.) und die Bedeutung des Glases hervorzuheben.
Erstmals sollen in einer Ausstellung die Wechselbeziehungen zwischen der Hinterglasmalerei und anderer Techniken und Medien wie Film, Fotografie oder Collage im frühen 20. Jahrhundert aufgezeigt werden. Diese Präsentationsform ermöglicht das Verdeutlichen der intermedialen künstlerischen Praxis als Charakteristikum der Avantgardekunst, zu der explizit auch die Arbeit auf und mit Glas gehörte.